Henri Friedlaender
Einige biographische Notizen
aus: Die Entstehung meiner Hadassah-Hebräisch, Hamburg: Christians/von Sichowsky, 1967, S. 37.
Ich bin am 15. März 1904 in Lyon, Frankreich, geboren. Meine Mutter war Engländerin, mein Vater Deutscher. Mit sechs Jahren nach Berlin, wo ich meine ganze Ausbildung erhielt. Humanistisches Gymnasium; Lehrzeit in Handsatz, Buchdruck, ein halbes Jahr im Tiefdruck; Bürodienst in einer Kupfer- und Stahlstichdruckerei.
Selbstunterricht im Schriftschreiben. Ein Jahr in Leipzig auf der Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe (u. a. Schrift bei Hermann Delitzsch). Dann, als Handsetzer, Arbeiten verschiedenster Art: Kursbücher in Dresden, Werksatz bei Jakob Hegner, Schriftproben bei Gebr. Klingspor (in dieser Zeit Zusammenarbeit mit Rudolf Koch). Zuletzt Akzidenzfaktor und Disponent bei Haag-Drugulin unter Ernst Kellner, bis 1932.
Von 1932 bis 1950 in Holland: Künstlerischer Leiter von Mouton & Co im Haag und »freelance« Buchgestalter. Seit etwa 1936 auch Lehrtätigkeit in Schriftschreiben und Typographie.
Von Frankreich hatte ich die Liebe zu Klarheit in Form und Wort bekommen; von England Wertschätzung für geschichtlich Gewachsenes und für Weltweite; von Deutschland meine Fachkenntnisse und ein Ahnen der Nachtseite der sichtbaren Dinge; von Holland die Erfahrung, daß schlichte Menschlichkeit wichtiger ist als Spitzenleistungen: so ausgestattet übernahm ich 1950 die Leitung der »Hadassah Apprentice School of Printing« in Jerusalem.
Die Schule bildet in 4jähriger Lehre Setzer- und Druckergesellen aus. 24 Stunden wöchentlich wird in den Werkstätten gearbeitet; ebenso viel Zeit ist den allgemeinen und berufskundlichen Fächern gewidmet. Anfänglich habe ich Schriftschreiben, Layout, Farbenlehre, Kunstgeschichte unterrichtet, jetzt nur noch Farbenlehre, nachdem ich für die anderen Fächer Lehrkräfte herangebildet habe. Im übrigen wache ich als guter oder böser Geist über die Qualität der Druckarbeiten – in gewissem Maß auch außerhalb unserer Schule – und lerne, mühsam und widerwillig, bescheiden zu werden.
Henri Friedlaender, Jerusalem 1966